Buchempfehlung fürs Kinderyoga: Yoga Anatomie von Leslie Kaminoff
Als Kinderyoga-Lehrende ist es immer ganz praktisch, viele Bilderbücher zuhause zu haben. Aber die reichen natürlich nicht aus, um den Kids in unseren Yogastunden gerecht zu werden. Denn im Kinderyoga sollte nicht die witzige Bauernhof-Geschichte oder eine besonders liebevoll gestaltete Mitte im Focus stehen, sondern: genau, der Körper. Wir Kinderyoga-Lehrer tun daher gut daran, genauso wie die Lehrenden für Erwachsene die Yoga-Basics verinnerlicht zu haben. Und zu den Basics gehören für mich unter anderem neben Patanjali (auf der geistigen Ebene) auch Iyengar sowie gute Anatomie-Bücher.
Sollten wir Kinder im Yoga korrigieren? Ist Matsyasana (der Fisch) eine gute Übung für Sechsjährige? Und warum nehmen zum Beispiel einige meiner Kindergarten-Kids statt dem Nach Unten Schauenden Hund immer diese Position ein (obwohl ich sie ihnen korrekt vorgemacht habe)?
Die Antwort ging mir während Thomas Bannenbergs Anatomie-Seminar in Heidelberg auf: Logisch, denn im Alter von drei, vier Jahren ist der Kopf proportional noch sehr schwer. Daher „muss“ er bei der Übung Hund manchmal mit auf den Boden „abgestellt“ werden (wenn die Kraft der Arme und Schultern noch nicht reicht).
„Yoga Anatomie“ von Leslie Kaminoff. Ein Bestseller.
Anatomie und Yoga gehören zusammen – und daher liebe ich den Klassiker von Leslie Kaminoff „Yoga Anatomie“ sehr. Der Untertitel „Ihr Begleiter durch die Asanas, Bewegungen und Atemtechniken“ besagt schon alles: Kaminoffs Bestseller ist ein außergewöhnlich detailliertes Nachschlagewerk, welches komplett überarbeitet und erweitert wurde.
Jede behandelte Asana ist fotografisch detailliert festgehalten und die wesentlichen Muskelgruppen und Körperteile, die das jeweilige Asana anspricht, sind markiert. Teilweise wurden die Übenden auf einer Glasplatte und von unten yogierend fotografiert. Der Fotografie folgt eine genaue Beschreibung dessen, welche Gelenk- und Muskelaktionen bei dem Asana vonnöten sind. Außerdem gibt es Hinweise zur Atmung, möglichen Herausforderungen sowie Varianten. Kapitel über die Atmung (und die Rolle des Zwerchfells), über die Wirbelsäule und die Muskulatur runden das Lieblings-Anatomiebuch ab.
Jeder Körper ist anders
„Yoga Anatomie“ ist präzise ausgearbeitet – und ohne Medizin-Grundstudium oder Physiotherapie-Ausbildung nicht gerade die leichteste Lektüre. Ich für meinen Teil bekomme bei den vielfältigen Namen der Muskeln immer gleich Schnappatmung. Aber auch wir Laien lernen viel über das Zusammenspiel des Körpers. Und bitte nicht vergessen: jeder Körper ist anders!
Und für die ganz Fleißigen unter uns, die alles noch mehr „verinnerlichen“ möchten: Das Buch wartet am Ende mit einem Muskelverzeichnis auf. Natürlich ersetzt ein Buch allein kein Anatomie-Seminar: Hier bekommt man auf all seine Fragen eine Antwort. Und die Fragen vom Beginn klären wir auch: So sollten Kinder am besten nur in ihren Haltungen korrigiert werden, wenn sie Gefahr laufen, sich durch ihre Variante zu verletzen. Und der Fisch ist für Sechsjährige Tabu, weil diese extreme Streckung sehr anregend auf die Schilddrüse wirken kann.