Treuer Begleiter im Parka-Taschen-Format: „Der kleine Alltags-Yogi“ von Anna Trökes
Derzeit ist mein Kind krank. Windpocken, Fieber, Halsweh – das ganze Programm. Das sonst immer so fröhlich lachende, wilde Meer-und-Sonne-Mädchen ist nur ein Schatten ihres Selbsts. Ich laufe umher, mache Smoothies, Wadenwickel und renne zum nächsten Kiosk, um ihren plötzlichen Heißhunger nach Flips (ja, genau, DIESEN Flips!) zu stillen. Und ehe ich zum x-ten Mal den juckenden Mädchenkörper mit Paste verarzte, Rechnungen schreibe, zwischendurch Gesundes koche, und ja, auch noch meinem Social Media Job die benötigte Aufmerksamkeit entgegenbringe, ganz zu schweigen vom vorzubereitenden Kreativ-Workshop merke ich, wie mir so langsam die Puste ausgeht.
Seit einiger Zeit habe ich mir angewöhnt, auf das erste (manchmal auch erst das zweite) innere Stop-Zeichen zu horchen. Früher, als ich noch festangestellt war, und so unsagbar stolz darauf, wirklich multi-task zu sein, überging ich die feinen Zeichen stets. Bis irgendwann die körperliche Alarmanlage losheulte, und mich ziemlich barsch darauf hinwies, dass es nun reiche mit dem Stress. Die Folgen dessen, wenn die Alarmanlage sozusagen in Dauerbetrieb ist, kennen wir sicher alle: Bei dem einen sind’s Migräne-Attacken, Schlafstörungen, Nackenverspannung. Bei mir war es hauptsächlich ein Ziehen im linken Arm, ausgehend von einer Muskelverspannung im Rücken. Und Herzschmerzen. 100 Mal ärztlich abgeklärt, aber die Angst blieb.
Also: aufgehorcht auf die zarten, ersten Anzeichen. Hinsetzen, durchatmen, den Blick in den Garten schweifen lassen. Seit kurzem liegt bei mir ein kleines und doch großes Büchlein stets in Griffbereitschaft: „Der kleine Alltags-Yogi“ von Anna Trökes. Schon 2014 von Gräfe und Unzer veröffentlicht, konzentriert sich der Ratgeber aufs Wesentliche. Kurz und prägnant erläutert Anna Trökes, sicherlich eine der erfahrensten Yogalehrer/Innen der Republik, den achtgliedrigen Yogapfad. Sie zeigt Atemübungen für den Alltag auf (die sich auch in jeder U-Bahn anwenden lassen) und stellt uns Mini-Meditationen vor. Neben kleinen Asanas, die in jede Lunchbreak passen, vermittelt Anna Trökes hauptsächlich praxisorientierte Tipps, wie wir gerade im Alltag mit wenig Aufwand zu einem klareren Geist kommen können. Ganz einfach, ohne Schnick-Schnack und Chi-Chi(a).
„Der kleine Alltags-Yogi“ ist mit seinem Kalenderformat bestens dafür geeignet, um uns durch unseren wilden/erfolgreichen/freien Tag zu begleiten. Natürlich passt er auch in jede Yoga-Tasche (dieser rosafarbene Traum von Manduka ist derzeit mein Favorit), ja, sogar in die Tasche unseres ollen Parkas.
Manchmal schlage ich zufällig eine Seite im kleinen Ratgeber auf und schaue, wie der Inhalt gerade auf meine Situation anwendbar ist. In meinem Fall ist es – ausgerechnet heute – „Santosha: Zufriedenheit“.
„Kultivieren Sie Dankbarkeit, indem Sie sich immer wieder bewusst machen, was Sie alles können und haben. Gehen Sie durch Ihre Wohnung, schauen Sie sich Urlaubsfotos an und machen Sie sich bewusst, wie gut es Ihnen geht. Schreiben Sie möglichst oft abends auf, wofür Sie heute dankbar sind.“
Echt jetzt? Dies ist vielleicht gerade an Tagen wie diesen ein hervorragender Tipp.
Der Verlag GU hat mir den Ratgeber für diese Rezension freundlicherweise zur Verfügung gestellt.