Was Patanjali über Kinderyoga lehrt – eine Weiterbildung mit Thomas Bannenberg in Heidelberg
Wie oft stecken wir fest – in Denk- und Verhaltensmustern, in ewig gleichen Reaktionen auf ewig gleiche Situationen, im nervtötenden Alltag, im Stau. Wie oft fragen wir uns „Wieso habe ich denn jetzt so reagiert? Eigentlich will ich doch gar nicht in dieser Rolle sein!“ Ja, es ist so: Der Alltag lässt uns manchmal zu Monstern werden.
Und auch im Kinderyoga sind wir dann – ohne dass wir es vielleicht merken – eher mit uns beschäftigt als mit den Kindern: Wir nehmen unsere Alltags-Probleme mit in die Kinderyoga-Stunde (wir sind ja schließlich auch nur Menschen) und haben oftmals schon eine Vorahnung dessen, welches der Kinder im Kurs vielleicht heute wieder die Strippen zieht, die GENAU HEUTE tabu sind. Gehen also nicht wirklich unvoreingenommen in den Kurs hinein. Und wie schnell sind wir dann im Bewerten, im verbalen Abstrafen – ja in einer Verteidigungshaltung? Oder wir reagieren gar nicht, lassen uns von der Situation überrollen.
Wie unendlich befreiend ist da die Erkenntnis: Du hast immer eine Wahl. Das sagt zumindest Patanjali, Gelehrter und Yoga-Pionier. Er war es, der mit seinen Yoga Sutren vor rund 2000 Jahren den Rahmen für die Definition von Yoga gesteckt hat. Schon die ersten der 196 Sutren machen deutlich, was es braucht, um die ewig plappernden Affenstimmen im Kopf zur Ruhe zu bringen.
Yoga bedeutet, die Bewegungen des Geistes festzuhalten. Erst dann kann man authentisch sein. Hältst du die Gedanken nicht fest, erfolgt Ablenkung: Dann identifizierst du dich mit den Bewegungen.
Patanjali über Kinderyoga
Drei Tage lang erfahren wir bei der Weiterbildung von Thomas Bannenberg, Leiter der Kinderyoga-Akademie, was Patanjali über Kinderyoga lehrt. Natürlich sind über Jahrhunderte alte, mündlich tradierte und im Sanskrit verfasste Yoga-Texte nicht dazu geeignet, praktische Hilfestellungen für uns Kinderyogalehrer im Jahr 2016 zu geben. Und doch: In Heidelberg lernen wir nicht nur in der Theorie, wie sich der achtgliedrige Pfad, den Patanjali entworfen hat, zusammensetzt. Wir erspüren anhand von Asana-Reihen und Meditationen auch, wieviel Potential die Yoga Sutren gerade auch für die kreativ-yogische Arbeit mit Kindern haben. Zum Beispiel bei der yogischen Beschäftigung mit dem Bauch/Nabel: Jedes Kind wird bestätigen, dass es große Gefühle wie Wut oder Aufregung hier verorten kann.
Wie bei allen Weiterbildungen und Seminaren verquickt Thomas Bannenberg sein themenbezogenes Wissen mit einem schier unendlichen Allgemeinwissen, zitiert Sportwissenschaftler, den Bäcker von nebenan und den Dalai Lama, bringt persönliche Beispiele zur Veranschaulichung. So bringt die Weiterbildung „Die Pädagogik des Kinderyoga auf der Basis von Patanjali“ nicht nur einen tiefen Einblick ins eigentliche Thema, sondern ist auch gleichermaßen Untermauerung des yogischen Gedankens und Coaching.
Noch dazu hat sich in Heidelberg an diesem Wochenende eine aufmerksam fragende, schlaue und ungemein herzliche Gruppe zusammengefunden. Oftmals hört man, dass Yogalehrer für Erwachsene lieber ihr eigenes Süppchen kochen und in Konkurrenz zueinander stehen. Sicherlich gibt es dieses (unyogische) Phänomen auch im Bereich Kinderyoga; in Heidelberg dagegen wird sich auch über die Seminar-Zeiten hinaus ausgetauscht, was das Zeug hält. Stundenideen und Begrüßungsspiele gehen herum, es werden Emails und Umarmungen ausgetauscht – mit einer Begeisterung, die zauberhaft und ansteckend zugleich ist. Glücklicherweise werden die meisten der Teilnehmer im September erneut zur Weiterbildung nach Heidelberg reisen.
Bis dahin üben wir uns darin, für die Kinder ein vorurteilsfreier und inspirierender Anker zu sein. Oder wie Thomas Bannenberg es so treffend formuliert: „Ich möchte mit den Kindern zusammen, auf der Basis von Yoga, eine gute Zeit haben.“
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